Therapie und Schwerpunkte

Kinder

  • Sprachentwicklungsverzögerung bzw. -störung

    Die Sprachentwicklungsverzögerung (SEV) ist ein Bereich der Logopädie, der sich mit der verzögerten Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten bei Kindern befasst. Diese Verzögerung kann verschiedene Aspekte der Sprache betreffen, darunter: Phonologie (Lautbildung und Aussprache) Morphologie & Syntax (Wort- und Satzbildung) Semantik (Wortschatz und Bedeutung von Wörtern) Pragmatik (angemessene Anwendung der Sprache in sozialen Situationen) Therapieansätze in der Logopädie: Sprachförderung durch spielerische Ansätze: Kinder lernen durch Bilder, Geschichten, Lieder oder Bewegungsspiele. Atem- und Sprechübungen: Verbesserung der Artikulation und Lautbildung. Wortschatzerweiterung: Förderung der aktiven und passiven Sprachfähigkeiten. Elternberatung: Anleitung zur Unterstützung der Sprachentwicklung im Alltag. Gezielte Übungen zur Grammatik und Satzbildung: Förderung der richtigen Wort- und Satzstruktur. Das Ziel der Therapie ist es, die Sprachentwicklung altersgerecht zu fördern, Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und mögliche spätere Sprachstörungen zu vermeiden.

  • Stottern

    Das Stottern ist eine Redeflussstörung, die durch unfreiwillige Unterbrechungen des Sprechablaufs gekennzeichnet ist. Diese können sich in Form von Wiederholungen, Dehnungen oder Blockierungen von Lauten, Silben oder Wörtern äußern. Stottern tritt häufig bereits im Kindesalter auf, kann aber auch im Erwachsenenalter bestehen bleiben. Typische Merkmale des Stotterns: Laut-, Silben- oder Wortwiederholungen (z. B. „Da-da-da ist ein Hund.“) Dehnungen von Lauten (z. B. „Mmmmeine Katze ist süß.“) Blockierungen (keine Lautproduktion trotz sichtbarer Sprechbemühungen) Begleitsymptome: Verkrampfungen der Sprechmuskulatur, Mitbewegungen des Körpers, Vermeidung bestimmter Wörter oder Sprechsituationen Therapieansätze in der Logopädie: Fluency-Shaping-Techniken (flüssiges Sprechen durch bewusste Atemkontrolle, weiches Stimmeinsetzen, langsames Sprechen) Stottermodifikation (z. B. „Pull-Out“-Technik, bei der Stottern bewusst wahrgenommen und kontrolliert gelöst wird) Entspannungstechniken zur Reduktion von Sprechangst und Muskelverspannungen Atem- und Sprechtechniken zur besseren Steuerung des Redeflusses Verhaltenstherapeutische Ansätze zur Reduzierung von Sprechängsten und Vermeidungstendenzen Elternberatung (bei Kindern): Eltern lernen, wie sie eine unterstützende Sprechumgebung schaffen können Das Ziel der Stottertherapie ist nicht nur eine flüssigere Sprechweise, sondern auch ein entspannterer Umgang mit der eigenen Sprechweise, um Ängste und Vermeidungsverhalten zu reduzieren.

  • Artikulationsstörung

    Artikulationsstörungen sind Störungen der Lautbildung, bei denen einzelne Laute falsch gebildet, ersetzt, ausgelassen oder verzerrt werden. Sie treten häufig im Kindesalter auf, können aber auch bei Erwachsenen vorkommen, z. B. nach neurologischen Erkrankungen oder Verletzungen. Typische Formen der Artikulationsstörung: Dyslalie (Lautbildungsfehler): Ein oder mehrere Laute werden nicht korrekt ausgesprochen (z. B. Lispeln, „Taut“ statt „Auto“). Phonologische Störungen: Das Kind hat Schwierigkeiten, Lautmuster zu erkennen und korrekt anzuwenden (z. B. „Tatze“ statt „Katze“). Sigmatismus (Lispeln): Fehlbildung des Lautes /s/ oder /sch/, oft durch eine falsche Zungenstellung verursacht. Rhotazismus: Fehlbildung des Lautes /r/ („Watte“ statt „Ratte“). Therapieansätze in der Logopädie: Wahrnehmungstraining: Verbesserung der Lautunterscheidung und -erkennung. Gezielte Mundmotorik-Übungen: Kräftigung und Koordination der Sprechmuskulatur (Lippen, Zunge, Wangen). Artikulationsübungen: Schrittweise Erarbeitung des betroffenen Lautes – von isolierter Lautbildung über Silben bis hin zu Wörtern und Sätzen. Einsatz von spielerischen Methoden: Bildkarten, Spiegeltraining, Geschichten oder Bewegungsspiele zur Lautförderung. Transfer in die Spontansprache: Der korrekt erlernte Laut wird in den Alltag integriert, um eine nachhaltige Verbesserung zu erreichen. Ziel der Therapie: Die Artikulationsfähigkeit wird so verbessert, dass die betroffenen Laute korrekt und automatisiert im spontanen Sprechen verwendet werden. Dadurch wird die Verständlichkeit der Sprache erhöht und mögliche soziale Unsicherheiten reduziert.

  • Myofunktionelle Störung

    Die myofunktionelle Störung ist ein logopädisches Störungsbild, das eine Fehlfunktion der Mund- und Gesichtsmuskulatur betrifft. Dabei kommt es häufig zu einem Ungleichgewicht der Muskelspannung, insbesondere der Zungen- und Lippenmuskulatur, was sich auf das Sprechen, Schlucken und die Kieferentwicklung auswirken kann. Typische Symptome: Zungenfehlstellung (z. B. Zungenruhelage zwischen den Zähnen) Offenes Mundbild (Mund bleibt oft geöffnet, statt geschlossen zu sein) Schluckstörung (viszerales Schluckmuster) – Zunge drückt beim Schlucken gegen oder zwischen die Zähne Artikulationsprobleme (z. B. Lispeln) Beeinträchtigte Kiefer- und Zahnstellung (häufig in Verbindung mit kieferorthopädischer Behandlung) Therapieansätze in der Logopädie: Kräftigung der Mund- und Gesichtsmuskulatur (z. B. gezielte Übungen für Lippen, Zunge und Wangen) Training der korrekten Zungenruhelage (Zunge sollte im Ruhezustand am Gaumen liegen) Korrektur des Schluckmusters (Umstellung von einem unphysiologischen auf ein physiologisches Schluckmuster) Atem- und Wahrnehmungsübungen (zur Verbesserung der Mundmotorik und Körperwahrnehmung) Integration in den Alltag (bewusstes Üben während des Essens, Trinkens und Sprechens) Ziel der Therapie ist es, das Muskelgleichgewicht im Mund- und Gesichtsbereich wiederherzustellen, Fehlstellungen zu vermeiden und eine normale Artikulation sowie Schluckfunktion zu fördern.

Erwachsene

  • Aphasie

    Aphasie ist eine erworbene Sprachstörung, die nach einer Hirnschädigung (z. B. Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma) auftritt. Sie betrifft das Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben in unterschiedlichem Ausmaß. Typische Symptome: Wortfindungsstörungen Schwierigkeiten im Satzbau und Grammatik Verwechslung von Lauten oder Wörtern Probleme beim Sprachverständnis Beeinträchtigtes Lesen und Schreiben Therapieansätze: Wortschatztraining und Satzbildung Übungen zur Verbesserung des Sprachverständnisses Kommunikationstraining mit unterstützenden Strategien (Gesten, Bilder, Apps) Angehörigenberatung zur besseren Verständigung im Alltag

  • Trachealkanülenmanagement

    Bei Patienten mit einer Trachealkanüle (z. B. nach Langzeitbeatmung oder Tumorerkrankung) kann die Fähigkeit zu sprechen und zu schlucken eingeschränkt sein. Therapieziele: Anpassung und schrittweises Entwöhnen von der Kanüle Training der Stimmgebung mit Sprechventilen Förderung eines sicheren Schluckens Atemübungen zur besseren Kontrolle der Ausatmung

  • Sprechapraxie

    Sprechapraxie ist eine neurologische Störung der Sprechplanung und -steuerung, oft nach einem Schlaganfall. Die Muskulatur selbst ist nicht betroffen, aber die Steuerung der Sprechbewegungen ist gestört. Typische Symptome: Suchbewegungen der Lippen und Zunge beim Sprechen Lautvertauschungen oder -auslassungen Unwillkürliches „besseres“ Sprechen als bewusst gesteuertes Erhaltenes Sprachverständnis Therapieansätze: Rhythmische Sprechübungen zur Verbesserung der Bewegungsabläufe Wiederholungen und Automatisierung einfacher Wörter Taktile und auditive Hilfen (z. B. Klopfen zur Taktgebung) Nutzung von alternativen Kommunikationsmethoden bei schweren Fällen

  • Dysphagie

    Dysphagie ist eine Schluckstörung, die durch neurologische Erkrankungen, Operationen oder Alterungsprozesse verursacht wird. Sie kann zu Mangelernährung, Gewichtsverlust und Aspirationsgefahr (Einatmen von Nahrung in die Lunge) führen. Typische Symptome: Verschlucken oder Husten beim Essen und Trinken Verbleiben von Speiseresten im Mund oder Rachen Gurgelnde Stimme nach dem Schlucken Schmerzen oder verzögerter Schluckakt Therapieansätze: Spezifische Schluckübungen zur Verbesserung der Muskulatur Anpassung der Kostform (z. B. angedickte Flüssigkeiten, pürierte Nahrung) Erlernen sicherer Schlucktechniken Elektrostimulation zur Muskelkräftigung

  • Dysarthrie

    Dysarthrie ist eine Störung der Sprechmotorik aufgrund von neurologischen Erkrankungen (z. B. Parkinson, Schlaganfall, ALS, MS). Die Muskeln für Atmung, Stimme und Artikulation sind geschwächt oder unkoordiniert. Typische Symptome: Verwaschene, undeutliche Aussprache Monotone oder leise Stimme Näselndes oder gepresstes Sprechen Verminderte Atemkontrolle Therapieansätze: Atem- und Stimmübungen zur Verbesserung der Lautstärke und Klangqualität Artikulationstraining zur Deutlichkeit des Sprechens Rhythmus- und Betonungsübungen Einsatz von Kommunikationshilfen (z. B. Tablets, Sprachausgabegeräte)